Ein Interview mit Alexandra von Plüskow-Kaminski.

Die Coaching-Branche boomt. In den sozialen Netzwerken gibt es immer mehr Anbieter, die mit kostenlosen Webinaren, Online-Kursen und mit tollen Strategien für ein ortsunabhängiges Leben als Life-Coach werben. Was verbirgt sich aber genau dahinter. Welche Formen des Coachings gibt es? Für wen ist das Coaching-Business geeignet? Und welche Formen der Ausbildung gibt es und welche sind wirklich seriös?  Wir sprechen mit unserer Autorin, Alexandra von Plüskow-Kaminski. Sie ist Grundschul-Lehrerin und hat in diesem Jahr eine Ausbildung zum Systemischen Coach und Prozessberater absolviert.

kapiert.de: Hallo Frau von Plüskow-Kaminski. Was verbirgt sich genau hinter dem Terminus „systemische Coach“?

Alexandra von Plüskow-Kaminski: Sie sagen es ja bereits, Coaching ist derzeit in aller Munde. Mich hat am systemischen Coaching besonders angesprochen, dass sich diese individuelle Prozessbegleitung durch den bzw. die Coach das System der Klientin oder des Klienten bewusst in den Blick nimmt. Sprich: Es werden beispielsweise die Familie, das berufliche Umfeld und die Rolle, in der die Person sich bewegt, in den Blick genommen.

Dabei stehen die individuellen Anliegen der Klientin und des Klienten im Mittelpunkt. Die Lösung zu diesen liegt nach der Auffassung des systemischen Coaching im Klienten bzw. der Klientin selbst. Gemeinsam mit der bzw. dem Coach werden individuelle Lösungen entwickelt – bei denen es kein Richtig und kein Falsch gibt.

kapiert.de: Was hat sie zu dieser Weiterbildung motiviert? Ihr Beruf als Lehrkraft?

Alexandra von Plüskow-Kaminski: Ich arbeite seit 22 Jahren als Lehrerin, berate seit 20 Jahren Lehrkräfte und Schulen für die Schulbehörde und als Fachjournalistin berate ich seit nunmehr 15 Jahren Eltern mit Blick auf Themen rund um Schule und Familie.

Vor einigen Jahren kam ich an den Punkt, an dem ich mich fragte, ob ich neben den klassischen Beratungen, in denen ich Dinge aus meiner Sicht an andere Lehrkräfte oder Eltern weitergebe, weitere Methoden in meine Tätigkeit einbinden kann. Ich habe mich dann umgeschaut nach weiteren Methoden, die ein reines Beratungskonzept ergänzen und weiterentwickeln können und die eigenen Ansätze in den Klientinnen und Klienten in den Blick nehmen. So kam ich auf das systemische Coaching und die systemische Prozessbegleitung

kapiert.de: Wo haben Sie die Ausbildung absolviert? Und wie läuft diese ab?

Alexandra von Plüskow-Kaminski: Meine Ausbildung habe ich in Hamburg absolviert. Ich habe mich vorher intensiv erkundigt, welche Möglichkeiten bestehen. Wichtig war mir, dass die Ausbildung durch einen etablierten Coaching-Verband zertifiziert war. Im Endeffekt habe ich mich dann darauf konzentriert, dass die Ausbildung für mich räumlich nahe stattfand – und ich habe vorab mit Personen gesprochen, die eine solche schon absolviert haben.

Die Ausbildung umfasste acht Wochenend-Module mit insgesamt 160 Stunden sowie 40 Stunden, in denen ich mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern selbstorganisiert gelernt habe. Neben Coaching-Grundlagen haben wir uns beispielsweise mit Interventionen, mit der Symbolarbeit und mit der Arbeit mit Teams und Gruppen beschäftigt. Vertiefend professionalisiert haben wir uns u.a. zum Burnout-Syndrom. Um das Zertifikat abschließen zu können, habe ich einen Coaching-Prozess mit einer Klientin durchgeführt. Sechs dieser Sitzungen wurden in einer abschließenden schriftlichen Arbeit dokumentiert und reflektiert.

Durch die Corona-Pandemie mussten wir uns mit besonderen Coaching-Formen auseinandersetzen. So waren auf einmal telefonische Coachings, aber auch Online-Coachings auf der Agenda. Ich selbst habe einen Coaching-Spaziergang mit meiner Klientin durchgeführt, was eine ganz besondere Erfahrung war.

kapiert.de: Welche Perspektiven hat man mit dieser Aus- bzw. Weiterbildung?

Alexandra von Plüskow-Kaminski: Die Coaching-Ausbildung bietet aus meiner Sicht zahlreiche Möglichkeiten. In meiner Ausbildungs-Gruppe waren beispielsweise Führungskräfte aus Behörden und Firmen, aber auch Personen aus dem Bereich HR, es waren Ärzte dabei und Selbstständige. Genauso vielfältig, wie unsere Gruppenzusammensetzung war, sind auch unsere Pläne für die Zukunft. Einige von uns werden die neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in ihre Führungstätigkeit einbinden. Andere wiederum möchten sich als systemische Coaches und Prozessbegleitungen selbstständig oder teilselbstständig machen – und wiederum andere werden in ihren Firmen als interne Coaches eingesetzt.

Das Handwerkszeug, das wir in der Ausbildung erworben haben, ermöglichen vielerlei Wege. Für mich konkret geben sie mir neue Herangehensweisen in meiner Tätigkeit als Beraterin an die Hand. Ich selbst freue mich darauf, Lehrkräfte und Eltern sowie ältere Schülerinnen und Schüler mit Blick auf Themen rund um Schule und Familie zu coachen.

Und: Auch privat – als Mutter von zwei Teenagern – helfen Coaching-Tools an vielen Stellen weiter!

kapiert.de: Vielen Dank, Frau von Plüskow-Kaminski!

 

Weitere Infos folgen im nächsten Podcast mit dem Thema.