Exekutive Funktionen übernehmen im Gehirn Aufgaben wie Ablenkungen auszublenden, Informationen zu verarbeiten, die Aufmerksamkeit bewusst zu steuern und Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden - das alles ist so komplex wie als Fluglotse die ankommenden Flugzeuge sicher auf die richtige Landebahn zu schicken.

Exekutive Funktionen helfen uns auch, Ziele zu verfolgen, Aufgaben zu priorisieren und beeinflussen deshalb den Lernerfolg. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand:

Wenn ein Kind Informationen schnell aufnehmen und verarbeiten kann, hilft das auch beim Vernetzen mit bereits vorhandenem Wissen. Wer in der Lage ist, Impulse zu kontrollieren und Bedürfnisse ein Stück aufzuschieben, hat es leichter, konzentriert z.B. an den Hausaufgaben zu bleiben, 10 Vokabeln zu lernen oder den Griff nach dem Handy aufzuschieben.

Und wenn Ihr Kind gelernt hat, einen einmal gefassten Plan in einzelne Schritte zu unterteilen, ist ein wichtiger Grundstein gelegt, um Ziele zu erreichen.

Exekutive Funktionen stärken

Kinder und Jugendliche mit gut ausgebildeten exekutiven Funktionen empfinden außerdem weniger Stress in der Schule. Weil sie besser planen, sich zielgerichteter auf Prüfungen vorbereiten und über Strategien verfügen, mit Schwierigkeiten und Problemen konstruktiv umzugehen.

Die gute Nachricht: Kein Kind ist mit fertig ausgebildeten exekutiven Funktionen geboren. Sie bilden sich nicht im stillen Kämmerlein aus. Sie entwickeln sich im Kontakt mit anderen - zu Hause, in der Schule, in der Freizeit - bis ins frühe Erwachsenenalter.

Was hilft:

Kinder und Jugendliche brauchen stabile Beziehungen mit Menschen, die sie unterstützen

  • Schauen Sie als Eltern auf das, was bereits gut klappt. Würdigen Sie die Bemühungen, Ihres Kindes sich zu konzentrieren, zu lernen und Regeln einzuhalten. Wir nehmen das wahr, wo wir hinblicken.
  • Kinder und Jugendliche orientieren sich an Ihnen als Eltern. Die Art wie Sie Aufgaben erledigen, dient als Lernvorlage für Ihr Kind. Das heißt nicht, dass Eltern in jedem Bereich perfekt sein müssen - denn auch durch den reflektierten Umgang mit Misserfolgen und Scheitern können Sie ein Rollenvorbild für Ihr Kind sein.
  • Interessieren Sie sich für das, was Ihr Kind lernt und womit es sich in seiner Freizeit beschäftigt.

Kinder und Jugendliche müssen immer wieder Erfahrungen machen dürfen, die die soziale, emotionale und kognitive Entwicklung fördern helfen.

  • Selbstverantwortung kommt nicht von selbst. Lassen Sie Ihr Kind los und immer wieder eigene Entscheidungen treffen. Beim Lernen könnte das der Lernort sein, und die Art und Weise wie gelernt wird. Das heißt nicht, dass Sie Ihr Kind im Regen stehen lassen, wenn es eigentlich Hilfe brauchen würde. Es ist ein schmaler Grat zwischen zu viel und zu wenig Unterstützung. Fragen Sie Ihr Kind, wieviel Unterstützung es möchte und braucht.
  • Helfen Sie Stress im Leben Ihres Kindes zu reduzieren und unterstützen Sie Ihr Kind mit Stress umzugehen. Das kann bedeuten, den Einfluss von Handykonsum auf Schlafdauer oder Konzentration zu reflektieren, oder zu hohe Erwartungen an sich selbst zu thematisieren. Hierzu gehört auch, dass Sie sich als Eltern Ihre eigenen Erwartungen an
    den Schulerfolg Ihres Kindes bewusst machen.
  • Wenn eine Prüfung daneben geht, überlegen Sie gemeinsam, an welcher Schraube Ihr Kind beim nächsten Mal drehen möchte. Früher anfangen zu lernen? Häufiger wiederholen? Mehr Lernpausen einlegen? Oder in der Prüfung selbst anders verhalten?

Mit gutem Beispiel vorangehen

  • Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und leben Sie ein aktives Leben! Seien Sie kreativ (Musik hören, singen, malen), bewegen Sie sich (Treppe nehmen, Sport treiben, bewusst entspannen) und verbringen Sie Zeit miteinander. Spielen Sie ein Spiel miteinander, gehen Sie alle mal für einen halben Tag offline.

So können Sie Lernstrategien und Selbstkontrolle bei Kindern und Jugendlichen fördern

  • Besprechen Sie die Schritte, die notwendig sind um z.B. ein Referat vorzubereiten, Vokabeln zu lernen, Sachaufgaben zu lösen, einen Text “zu lernen”
  • Helfen Sie Ihrem Kind, Ablenkungen und Konzentrationsmonster zu erkennen. - Achtung - es können ganz andere sein, als Sie annehmen! - und mit ihnen umzugehen.
  • Unterstützen Sie Ihr Kind bei Bedarf, Hausaufgaben und Prüfungsvorbereitung in kleinere Teilaufgaben zu unterteilen. Mehrere kleine Lernhäppchen sind besser als “stures Pauken”.
  • Fragen Sie nach, wie Ihr Kind bestimmte Dinge tut, was gut läuft und wo es noch Schwierigkeiten gibt.
  • Versuchen Sie nicht, der bessere Nachhilfelehrer zu sein, sondern ermuntern Sie Ihr Kind darin, sich Informationen und Unterstützung selbst zu holen.

 

Seien Sie geduldig!

Es wird immer wieder Situationen geben, die unsere Willensstärke, Selbstkontrolle und Handlungsstrategien auf die Probe stellen. Das ist ja das Spannende - denn daran wachsen wir alle immer wieder neu.

 

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