Die meisten Internetnutzer wurden in den letzten Jahren früher oder später mit einer Nachrichtenmeldung konfrontiert, bei der Zweifel am Wahrheitsgehalt und der Seriosität aufkamen. Auch Kinder und Jugendliche sind davor nicht geschützt, zumal Fake News besonders über soziale Medien verbreitet werden. Welche Kompetenzen Jugendliche brauchen, um Fake News selbstständig einordnen zu können und welche Rolle Eltern spielen können, verraten wir in diesem Beitrag.

 

Was genau sind Fake News?

Mit Fake News sind absichtlich verbreitete Falschmeldungen gemeint, die beim Empfänger eine bestimmte Haltung oder Handlung bewirken soll. Diese Meldungen, auch Desinformation genannt, können frei erfunden, manipuliert oder aus dem Kontext gerissen sein. Entscheidend im Unterschied zu einer Fehlinformation, die zum Beispiel aus einem Recherchefehler entsteht, ist die Intention: Fake News werden mit der Absicht der Täuschung und dem Wunsch, den öffentlichen, meist politischen, Diskurs zu beeinflussen gestreut, während es sich bei Fehlmeldung um ein Versehen handelt. Durch diese Manipulation können Fake News zur Radikalisierung von öffentlichen Diskursen und zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen.

Typisch für Fake News ist der Appell an Emotionen, insbesondere das Spiel mit der Angst und dem Bedrohungsempfinden. Außerdem beziehen sich Fake News meistens auf aktuelle Themen, die gesellschaftliche Aufmerksamkeit bekommen. Darüber hinaus gehen Fake News meist mit der Verschwörungstheorie einher, dass große Medien- und Pressehäuser die „wahren“ Nachrichten verschweigen würden – analog zum Vorwurf der „Lügenpresse“. Besonders in Krisen und Momenten des gefühlten Kontrollverlusts sind Menschen für solche Verschwörungstheorien anfällig, da sie vermeintlich Sinn und Ordnung in die Geschehnisse bringen und einfache Erklärungen für komplexe Sachverhalte bieten.

 

Wie verbreitet ist das Phänomen überhaupt?

Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs) hat 2022 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 im Rahmen einer repräsentativen Studie zu ihrem Medienverhalten befragt und in der gleichen Altersgruppe eine Zusatzstudie „JIMplus 2022: Fake News und Hatespeech“ durchgeführt. Wir stellen ausgewählte Ergebnisse vor, um die Verbreitung des Phänomens zu verdeutlichen.

Laut JIMplus haben 80% der Befragten schonmal Fake News im Internet wahrgenommen, und ganze 56% allein im letzten Monat laut JIM Studie 2022. Diese Zahl ist um 14 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – das Phänomen ist also keineswegs am Aussterben. Thematisch werden in der JIMplus Befragung am häufigsten Desinformationen zur Corona-Pandemie genannt, aber die Liste beinhaltet viele weitere politische Themen. Nur 22% geben in der Zusatzstudie an, Fake News häufig zu überprüfen, zumindest gelegentliche Überprüfung findet bei insgesamt zwei Dritteln der Jugendlichen statt. Fast die Hälfte gibt an, die Eltern zu fragen, um zu überprüfen, ob es sich um wahre Informationen handelt. Auch Eltern sollten also sicher einordnen können, ob Fake News vorliegen oder nicht.

63% geben in der Zusatzstudie an, dass sie in der Schule über Erkennungsmerkmale von Fake News gesprochen haben. Das ist natürlich schon mal gut – lässt aber die anderen 37% ohne Hilfestellung. Daher kommen auch Eltern und Angehörige nicht drum herum, Fake News mit ihren Kindern zu thematisieren.

 

Wie erkenne ich Fake News?

Wesentlich ist, zu wissen welche Merkmale einer Nachrichtenmeldung man im Blick haben sollte, um einzuschätzen, ob die Nachricht wahr oder fake ist.

Checkliste:

  • Emotionalität: Wird an Emotionen appelliert?
  • Gestaltungsmittel: Sind die Bilder extrem bearbeitet? Werden nur Großbuchstaben in der Überschrift verwendet (Capslock)?
  • Autor/Website: Wer hat den Artikel geschrieben? Wird dabei eine bekannte Person imitiert? Wo wurde der Artikel veröffentlicht? Gibt es ein Impressum? Wer ist darin genannt?
  • Werbung: Gibt es zahlreiche Pop-Ups? Werden Cliffhanger oder reißerische Überschriften (Clickbait) verwendet?
  • Verallgemeinerungen: Werden Vorurteile bestärkt? Gibt es eine politische Motivation? Wird gegen bestimmte Gruppen gehetzt? Werden Verschwörungstheorien befeuert?
  • Formulierungen: Ist der Text sprachlich richtig oder gibt es auffällige Fehler?
  • Quellen: Wie wird die Meldung belegt? Auf welche Quellen wird verwiesen? Sind diese legitim?
  • Zwei-Quellen-Regel: Berichten andere das gleiche?

 

Wie gehe ich mit Fake News um?

Folgende Schritte empfehlen sich im Umgang mit Fake News:

  • Informationen und Quellen genau prüfen (siehe Checkliste oben)
  • Auf Anzeichen achten
  • Nicht alles unbedarft weiterleiten
  • Aufklären und Erklären
  • Das Gespräch suchen, wenn Mitmenschen Fake News verbreiten
  • Problematische Inhalte melden

Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit Fake-News-Mechanismen lassen sich diese Muster mit der Zeit beiläufiger erkennen, sodass es nicht immer einer expliziten Analyse der Meldung bedarf. Bis dahin können Faktenchecker eine hilfreiche Unterstützung sein. Diese Webseiten widmen sich der Entkräftigung von Fake News und bereiten diese Meldungen auf, zum Beispiel der Faktenfinder der Tagesschau.

Da Fake News sich hauptsächlich digital verbreiten, kann man sie auch nicht rein analog behandeln. Mittlerweile gibt es einige digitale Serious Games – also Spiele, die auch Lernprozesse anregen –, die sich Fake News widmen. Diese Online-Browserspiele können in den Unterricht integriert werden, aber auch eigenständig zuhause verwendet werden. Als Beispiele seien hier „Fake it to make it“ und „Bad News“ genannt.

 

Fazit

Während es wichtig ist, die Medienkritikfähigkeit von Jugendlichen zu fördern und sie auf die Gefahr von Fake News aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren, reicht Skepsis allein auch nicht aus. Es gilt, die Medienkompetenz der Jugendlichen in allen Bereichen zu fördern und Reflexion anzuregen. In erster Linie sollten Jugendlichen dosiert kritisch sein und die Mechanismen der Informationsherstellung, -manipulation und -verbreitung selbst verstehen und Werkzeuge kennen, mit denen sie die Nachrichten besser kontextualisieren können. Nichtsdestotrotz kann ein Netz an vertrauenswürdigen Bezugspersonen helfen, um bei Bedarf Nachrichtenmeldungen mit ihnen zu besprechen. Diese Funktion können durchaus auch Eltern einnehmen.

 

Quellen:

 

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