Die Schule ist vorbei. Der Ranzen fliegt in die Ecke und da bleibt er auch liegen. Eine Nachfrage, ob denn vielleicht irgendwelche Hausaufgaben zu erledigen sind, wird vehement verneint. Es muss nichts gemacht werden oder vielleicht nur etwas Mündliches oder Freiwilliges. Vielleicht sind die Aufgaben auch erst in der nächsten Woche abzugeben und gelernt werden muss sowieso nicht. Hilfe von den Eltern wird nicht benötig und überhaupt ist man mit Freunden verabredet und trifft sich gleich nach dem Essen.

Vielleicht kommt plötzlich am Abend ein Aufschrei, dass man da doch noch etwas machen müsste. Oder um zwei Uhr nachts schleicht sich eine schuldbewusste Person ins elterliche Schlafzimmer. Auch ein aufgeschlagenes Heft am Küchentisch, in das schnell noch etwas gekritzelt wird, ist verdächtig. Ebenso gewisse Hefteinträge durch Lehrer, ein Brief aus der Schule, eine versiebte Klassenarbeit oder ein katastrophales Zeugnis.

Ganz egal wie es passiert - es trifft die meisten Eltern irgendwann. Darum erst einmal ganz tief durchatmen. Ruhig bleiben und an die eigene Schulzeit erinnern. Auch da war es nicht anders. Man schrieb Hausaufgaben im Bus oder der Bahn ab. Man unterstützte sich gegenseitig und jeder hatte genau im Blick, wie oft er bei welchem Lehrer noch Hausaufgaben vergessen durfte. Nicht zu vergessen, die vielen Entschuldigungen, die man parat hatte.

Ausnahmezustand Pubertät

Weiterhin ist es wichtig, sich in die Jugendlichen hineinzuversetzen. Irgendwo müssen sie in der Pubertät schon eine gewisse Rebellion gegen die gegebenen Umstände zeigen dürfen. Zur Zeit haben sie es wirklich schwer. Eltern laufen teilweise mit zerrisseneren Jeans herum als die Kinder selbst. Die Musik auf der Playlist der Eltern ist der vieler Jugendlichen sehr ähnlich und selbst auf Konzerten sieht man inzwischen genauso viele über 30- Jährige wie Teens. Protest kann nur noch durch ein unaufgeräumtes Zimmer oder eben durch Verweigerung der Mitarbeit in der Schule gezeigt werden. Das Zimmer lässt sich irgendwann aufräumen, Versagen in der Schule ist jedoch ein Problem. Sitzenbleiben und Schulabgänge drohen, das wiederum wirkt auf die meisten Jugendlichen nicht motivierend und hat dann leider auch Auswirkungen auf berufliche Ziele. Auf der einen Seite muss natürlich nicht gleich mit dem Tag der Einschulung an das zukünftige Studium und den Summa-cum-Laude-Abschluss gedacht werden, aber so ganz aus dem Blick verlieren, darf man das Ganze natürlich auch nicht.

Unterstützung anbieten

Kinder sollten frühzeitig daran gewöhnt werden, dass Hausaufgaben zur Schule dazugehören. Das kann mal unangenehm sein, aber trotzdem ist es etwas Notwendiges. Sie bekommen Hilfe, wenn sie Probleme haben. Es dürfen auch mal Aufgaben geschoben werden, wenn noch ein paar Tage Zeit sind - aber sie müssen gemacht werden. Mit Lob und Anerkennung sollte da nicht gespart werden, denn manche Aufgaben sind ganz schön schwer.

Erfährt man als Eltern, dass mal eine Aufgabe vergessen wurde oder nicht so gut war, dann sollte das keine große Sache sein. Jeder hat mal einen schlechten Tag und das ist auch okay. Fehlt öfter etwas, dann liegt es nahe, dass es um das Wissen in diesem Fach oder diesen Fächern nicht groß bestellt ist. Diese Lücken werden mit jedem Tag größer und schwerer aufzuholen.

Im Gespräch wichtige Fragen klären

An erster Stelle sollte nun ein Gespräch zwischen Eltern und Kindern stattfinden. Liegt es am Lehrer, den die Kinder vielleicht ablehnen? Ist es das Fach, das einfach keinen Spaß macht oder zu anspruchsvoll ist? Eventuell ist auch die Zeit für Hausaufgaben schlecht gewählt. Manche Kinder arbeiten gern direkt nach der Schule, andere brauchen eine Pause und wieder andere können besser am Abend arbeiten. Vielleicht ist es ein Gruppenproblem, weil andere auch keine Hausaufgaben machen und man dann als Streber dastehen würde. Wie auch immer, hier muss eine Lösung her. Diese kann z. B. in einem klärenden Gespräch zwischen Kindern und Eltern gefunden werden.

  • Wer kann helfen? Eltern, Geschwister, Freunde, Hausaufgabenbetreuung oder muss es bezahlte Nachhilfe sein?
  • Wie soll der Zeitaufwand für Hausaufgaben aussehen?
  • Wer überprüft, ob auch wirklich alles gemacht worden ist?
  • Was passiert, wenn etwas nicht gemacht wird?
  • Welche Belohnungen gibt es für gut gemachte Hausaufgaben, Verbesserungen in der Schule?
  • Soll der Lehrer mit einbezogen werden?

Strafen und Verbote reichen oft nicht aus, um Schüler zum Arbeiten zu bewegen. Belohnungen für erreichbare Ziele jedoch schon. Zum Beispiel kann man zwar 10 Vokabeln in eine Stunde wirklich lernen – 10 Seiten sind jedoch sogar für einen Tag zu viel. Eine Verbesserung um eine Zensur ist machbar – von 4 auf 2 oder sogar 1 innerhalb von ein paar Wochen sehr schwer.

Zeigen Sie Verständnis über den Unmut und die Unlust, wenn es um die Hausaufgaben geht.  Aber bleiben Sie dabei, dass diese gemacht werden müssen.