Lerncoaching und Schülerinnen- und Schülercoaching in der Schule
Coaching eignet sich auch für Schülerinnen und Schüler. Dabei erkennen sie ihre eigenen Stärken und definieren Ziele und Wege, wie sie diese erreichen möchten.
Seit einiger Zeit begegnen wir immer öfter den Begriffen des „Lerncoachings“ und des „Schülerinnen- und Schülercoachings.“ Was verbirgt sich hinter diesen Begriffen? Unsere Autorin Alexandra v. Plüskow-Kaminski hat sich im Gespräch mit Sandra Witt, Förderschullehrerin, Seminarleiterin und Lerncoach, auf die Spur begeben.
Coaching für Schülerinnen und Schüler
Systemisches Coaching eignet sich für Fragestellungen und Anliegen, die sich aus dem System ergeben. Beispielsweise aus den Systemen „Familie“ oder „Schule.“ So können diese Anliegen den (Arbeits-) Alltag betreffen. Oftmals werden alle Akteure, die in dem System eine Rolle spielen, vom Coach mit dem Klienten oder der Klientin betrachtet.
Die Begriffe „Lerncoaching“ und „Schülerinnen- und Schülercoaching“ nehmen das (schulische) Lernen in den Blick. Das Lerncoaching betrachtet in einigen Fällen die äußeren Gegebenheiten für das Lernen. Das Schülerinnen- und Schülercoaching rückt die Persönlichkeit des Schülers oder der Schülerin in den Mittelpunkt. Es stellt ganz gezielt die Frage, welche Ziele ein Schüler oder eine Schülerin sich steckt, was er oder sie zum Lernen braucht, wo seine Stärken liegen – und woran er oder sie noch arbeiten möchte. Häufig werden Lerncoaching oder Schülerinnen- und Schülercoaching im schulischen Kontext angewendet.
Fragen, die bewegen
Ob im systemischen Coaching oder im Schülerinnen- und Schülercoaching - gezielte Fragen sind hier besonders bedeutsam. Setzt euch mit euren Kindern einmal gemeinsam gemütlich hin und tauscht euch aus über Fragen, die für euch wichtig sind. Hilfreich ist es, wenn die Fragen offen formuliert sind, also individuelle Antworten zulassen. Das sind häufig die so genannten W-Fragen.
Hier findet ihr eine Auswahl:
- Was sagt meine beste Freundin/ mein bester Freund über mich?
- Was gibt mir Kraft?
- Worauf vertraue ich?
- Wofür bin ich dankbar?
- Was macht mir Spaß?
- Welche drei Ziele habe ich im nächsten Schuljahr?
- Wem kann ich wie gut helfen?
- Wer kann mir wie gut helfen?
- Wen schätze ich als Person besonders? Und warum?
- Wo ist mir schon einmal ein Fehler unterlaufen? Und was habe ich daraus gelernt?
Sandra Witt berichtet im kapiert.de Podcast über ihren Weg zum Lerncoaching und Schülerinnen- und Schülercoaching. Sie zeigt auf, was dieses Coaching ausmacht – und wie wir dieses auch zu Hause einsetzen können.
Viel Spaß beim Zuhören!
Sandra Witt (Förderschullehrerin) mit Herz, Freude und Verstand unterwegs als Beziehungsgestalterin, Coach (systemisch), Personalentwicklerin, Trainerin für u.a. Kommunikation und emotionale und soziale Kompetenzen
Vier-Körbe-Übung (in Anlehnung an R. Greenes „Entscheidungsmodell“)
Kennst du das auch, dass du im Alltag manchmal nicht weißt, wo dir der Kopf steht? Es gibt so viel zu tun und einige Verhaltensweisen deines Kindes oder Teenagers fordern dich heraus und du weißt gar nicht, wo du mit Gesprächen beginnen sollst? Ständiges Ermahnen, Meckern und Rumnörgeln an nicht-aufgeräumten Zimmern, Wäschebergen, fehlenden Hausaufgaben, ungünstiger Ansprache, Regelbrüchen oder ähnlichem ändern irgendwie nichts, rauben deine Energie und Spaß macht es auch nicht?
Die Vier-Körbe-Übung kann dir helfen, dich zu sortieren und zu fokussieren. Sie bringt sichtliche Entspannung in das familiäre Miteinander und vor allem kann sie dich entspannen. Stell dir vor, dein Ziel liegt deutlich vor dir und du kannst wieder atmen und hast Kraft, Motivation und Freiraum, dieses anzugehen! Los geht’s:
1. Visualisiere vier Körbe: Male diese gern auf ein Blatt Papier oder stelle wirkliche Körbe, Boxen o.ä. vor dich hin: Ein großer grüner Korb, beschrifte ihn mit „Akzeptanzkorb“. Ein mittelgroßer gelber Korb, beschrifte ihn mit „Aufschubkorb“. Ein kleiner roter beschrifteter „Zielkorb“ sowie ein ganz großer blauer Korb, den du mit „Anerkennungskorb“ beschriftest.
2. Fülle nun die Körbe (indem du in sie hineinschreibst, Zettel oder auch stellvertretende Gegenstände in sie hineinlegst):
- In den großen Akzeptanzkorb kommen all die Verhaltensweisen des Kindes/Teenagers/Umfelds, die für dich noch tolerabel sind und auf die du deswegen ab sofort nicht mehr reagieren wirst. Hier wirst du in Zukunft deine kostbare Energie sparen!
- In den mittelgroßen Aufschubkorb kommen alle Verhaltensweisen oder auch „To-Dos", die dich mehr belasten oder die dir mehr Sorgen bereiten, die du dennoch nicht als die dringendsten ansiehst. Diese Verhaltensweisen/To-Dos befinden sich sozusagen in der Warteschleife. Sie dürfen ersteinmal runter von deinem Radar - du hast sie ja notiert.
- In den kleinen roten Zielkorb dürfen maximal zwei Themen/Ziele hinein! Hier hinein kommen Verhaltensweisen des Kindes/Teenagers, auf die du deine ganze Aufmerksamkeit und Veränderungsenergie richtest. Du bist nun fokussiert und kraftvoll.
- Alle Verhaltensweisen, die du wertschätzt, die dich erfreuen und alle Ressourcen und Stärken, die du in deinem Kind/Teenager siehst, dürfen nun in den ganz großen Anerkennungskorb! Diese Verhaltensweisen dürfen so bleiben, wie sie sind. Diese Verhaltensweisen dürfen gemeinsam gefeiert werden!
Ob für sich allein, in der gesamten Familie oder in einer Lerngruppe: Es ist besonders hilfreich, sich alle Themen zu visualisieren und bewusst zu entscheiden (durch Hineindenken und -fühlen), welcher der vier Körbe für mein jeweiliges Thema passt. In regelmäßigen Abständen kann ich meine Körbe wieder betrachten und neu sortieren.
Geheimtipp: Manche Familien visualisieren sich den „blauen Korb“ auch auf einem Plakat an einer Wand, am Kühlschrank oder woanders als „Wertschätzungs- und Ressourcenwand“. Es macht Spaß, diese immer wieder gemeinsam oder als Überraschung für ein Familienmitglied zu ergänzen: Deine/unsere Ressourcen und Stärken, das können wir besonders gut, das zeichnet uns aus, usw..
Ich wünsche ganz viel Mut und Freude dabei, die Übung auszuprobieren.
Sandra Witt
kontakt@sandra-witt.de
Förderschullehrerin
Fachseminarleiterin emotionale und soziale Entwicklung
Trainerin
Lerncoach
Moderatorin
Bildquelle: © Pixabay / Pixapopz
Kommentar schreiben
Kommentare
Keine Kommentare