Rezension: Jesper Juul „Leitwölfe sein“
Liebevolle Führung in der Familie
Gleichwürdigkeit – dieser Begriff ist die Prämisse, die das neue Buch von Jesper Juul durchweg prägt. Somit entwickelt der dänische Familienexperte ein neues Verständnis von Führung in der Familie. Dieses hat wenig zu tun mit dem althergebrachten Einfordern eines blinden Gehorsams. Laut Juul nimmt es Kindern und auch Erwachsenen jegliche Würde.
Juul stellt Kinder und Erwachsene einer Familie auf Augenhöhe – er betont jedoch, dass die Verantwortung in der Erziehung nach wie vor beim Erwachsenen liegt.
Voraussetzung für eine liebevolle Führung in der Familie ist es somit, dass jede erwachsene Person, die mit den Kindern umgeht, zunächst eingehend über die eigenen Werte reflektiert. Was ist mir wichtig? Welche Grenzen habe ich – und weshalb? Welche Werte sind für mich von besonderer Bedeutung – und welche möchte ich meinen Kindern vermitteln, also in meiner Familie leben?
Fernab von Fremd-Erwartungen sollen Erwachsene und Kinder somit in die Lage versetzt werden, ein gleichwürdiges Miteinander in der Familie zu leben. Bei dem jeder und jede wahrgenommen und ernst genommen wird. Ist man sich seiner Werte bewusst, so fällt es im Familienalltag leichter, authentisch zu sein und Verantwortung zu übernehmen – für sich und für alle Familienmitglieder.
Neben dieser Kerntheorie beschäftigt sich Juul – gewiss nicht immer geschmeidig – mit den Fallgruben für Leitwölfe und mit den Rollen der Mütter und Väter innerhalb der Familien. Kurz geht er auf die Teenagerzeit ein und vergisst auch nicht, die Elternrolle bei erwachsenen Kindern zu reflektieren.
Glaubhaft vermittelt Juul die Gleichwürdigkeit von Eltern und Kindern durch sein Buch hinweg wie ein roter Faden. Denn auch er spricht mit seinen Leserinnen und Lesern auf einer Ebene und immer authentisch. Dabei verliert er nie seine eigenen Werte aus dem Blick.
Beltz Verlag. 2016
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