Es ist ganz normal, Fehler zu machen – sowohl für Schulkinder als auch für Erwachsene. Erst der Umgang mit den Fehlern zeigt, was für eine Einstellung jemand zum Lernen hat. Wer seine Fehler akzeptiert und analysiert, verbessert fast immer sein Handeln und seine Ergebnisse. Wie das gelingen kann, zeigen wir in diesem Beitrag.

Noel ist frustriert, weil er schon wieder so viele Fehler in der Deutscharbeit gemacht hat. Er sieht sich die roten Bemerkungen der Lehrerin gar nicht genau an, sondern klappt sein Heft schnell zu. Beim nächsten Mal will er es besser machen, das hat Noel sich fest vorgenommen. Er weiß nur nicht genau, wie ihm das gelingen soll. Vielleicht besser im Unterricht aufpassen? Mehr lernen? Früher schlafen gehen? Alle Ideen Noels sind gut und führen möglicherweise auch zum Erfolg. Noch besser wäre es allerdings, er würde sich seine Fehler genau ansehen. Nur so kann er erkennen, wo seine Leistungsprobleme wirklich liegen.

Um welche Fehler geht es eigentlich?

Fehler ist nicht gleich Fehler. Eine gängige Klassifikation unterscheidet drei Fehlertypen:

  • Schussel- oder Flüchtigkeitsfehler
  • Denkfehler
  • Wissensfehler

Wenn Sie die Leistung Ihres Kindes verbessern möchten, sollten Sie zu nächst einmal herausfinden, welche Fehlerart es in der Regel macht.

1. Schussel- oder Flüchtigkeitsfehler

Solche Leichtsinnsfehler haben nichts mit dem Wissen oder Können des Kindes zu tun. Trotz seiner Kompetenzen und Fähigkeiten kann das Kind sein Potenzial nicht ausschöpfen. Es ist bei der Arbeit unaufmerksam, leicht ablenkbar und ungeduldig. In der Testsituation fällt ihm das eigentlich vorhandene Wissen nicht ein, es arbeitet fahrlässig oder hektisch. Kinder, die Schusselfehler machen, denken oft positiv: „Es wird schon gut gehen!“

Beispiel: Ben hat keine Lust, seinen Aufsatz noch einmal auf Fehler durchzulesen. Deswegen übersieht er einige Nomen, die er klein geschrieben hat.

2. Denkfehler

Denkfehler entstehen, wenn Wissen falsch angewendet wird. Das Kind kommt zu einer falschen Lösung, vielleicht weil es emotional betroffen ist. Beispiel: In der Sachkundearbeit geht es darum, gesunde und ungesunde Lebensmittel zu kennzeichnen. Clara kann Rosenkohl nicht leiden, daher ordnet sie ihn den ungesunden Lebensmitteln zu. Das tut sie, obwohl sie weiß, dass Gemüse gesund ist.

3. Wissensfehler

Wenn Fragen nicht beantwortet werden können, weil schlichtweg das notwendige Wissen fehlt, handelt es sich um Wissensfehler, auch regelbasierte Fehler genannt. Wenn ein Kind vor einer Klassenarbeit gefehlt oder den Schulstoff nicht gelernt hat, sind Wissensfehler fast nicht zu vermeiden. Das Kind wird dann von falschen Annahmen ausgehen oder falsche Ursache-Wirkungs-Erwägungen zugrunde legen. Beispiel: Tom soll Hauptstädten aus der ganzen Welt die jeweilige Amtssprache zuordnen. Da er aber von vielen Städten nicht weiß, in welchem Land sie liegen, muss er raten. Ihm fehlt das notwendige Grundwissen.

Welche Fehler hat Noel gemacht?

Als Noels Mutter die Deutscharbeit ihres Sohnes unter den drei beschriebenen Gesichtspunkten ansieht, fällt ihr sofort etwas auf. Die Fehler ihres Sohnes nehmen im Laufe des Textes deutlich zu. In den ersten Sätzen schreibt Noel fast alles richtig. Er schreibt sowohl am Satzanfang als auch Nomen groß und wählt auch am Wortende die richtigen Buchstaben. Je länger der Text wird, desto mehr Fehler macht Noel. Auch seine Schrift wird schlechter, sie ist auf der zweiten Seite kaum noch zu entziffern. Außerdem wird aus einer anfangs detaillierten Beschreibung eines Ereignisses eine schnell dahingeschriebene Geschichte. Nach der guten Einleitung folgt eine mittelmäßige Hinleitung zum Höhepunkt und nur noch eine knappe Beschreibung des Höhepunktes und des Schlusses. Aus dieser Beobachtung schließt Noels Mutter:

  1. dass Noel die Regeln der Rechtschreibung beherrscht, da er ja am Anfang seines Textes kaum Fehler macht,
  2. dass Noel mit der Zeit immer lustloser und fahriger wird – das ist sowohl an der Zunahme der Fehler als auch am Schriftbild zu erkennen,
  3. dass Noel mit der Länge der Arbeitszeit und des Textes überfordert war.

Wie kann die Mutter diese Erkenntnisse umsetzen?

Eine Wiederholung der Rechtschreibregeln ist für Noel uninteressant, denn er beherrscht sie. Wichtiger ist für ihn, einen Aufsatz vor dem Schreiben zu strukturieren. Er übt mit seiner Mutter, eine Geschichte stichwortartig vorzubereiten. Dazu benutzt er das Raster der „Aufsatz-Maus“, in das Noel vor dem eigentlichen Schreiben seine Ideen kurz skizziert.

 

Anschließend „hangelt“ er sich an seinen Stichwörtern durch den Aufsatz. Regelmäßig übt er nun auch, seine Texte am Schluss noch mal durchzulesen. Dabei fallen ihm viele Fehler auf, die er noch korrigieren kann. Dadurch beschleunigt sich auch Noels Arbeitstempo, da er nun genau weiß, wie er vorgehen soll. Er kann sich länger konzentrieren – und schon bald verbessert sich Noels Deutschnote.