Psychische Probleme im Jugendalter sind keine Seltenheit - auch wenn bei Betroffenen und ihren Angehörigen manchmal das Gefühl entsteht, damit allein zu sein, ist dem nicht so. Es gibt zahlreiche Jugendliche, deren psychischen Belastungen ihr Lernen und ihre schulische Leistung beeinträchtigen können. Depressionen, Essstörungen, ADHS und leistungsbezogene Ängste gehören zu den häufigsten Belastungen, die sich auf das Lernen auswirken können. Wie diese Auswirkungen aussehen und inwiefern Eltern bei der Bewältigung der Belastungen unterstützen können, erklären wir in diesem Beitrag.

Depressionen

Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Störungen bei Jugendlichen. Jugendliche mit Depressionen können Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren und zu motivieren. Neben der Antriebslosigkeit können sie auch ein geringes Selbstwertgefühl haben und Schwierigkeiten haben, Entscheidungen zu treffen. In manchen Fällen fällt es den Betroffenen enorm schwer, morgens aus dem Bett zu kommen und sich für die Schule fertig zu machen, was auch in gänzliche Schulvermeidung münden kann. Leistungseinbrüche können durchaus auftreten. Ebenso sind Rückzüge aus dem Unterrichtsgeschehen und dem Freundeskreis als Alarmsignale zu verstehen.

Eine Möglichkeit, Jugendliche mit Depressionen zu unterstützen, besteht darin, eine offene und unterstützende Umgebung zu schaffen. Eltern und Lehrkräfte können ein offenes Gespräch mit dem betroffenen Jugendlichen führen und dabei auf Hilfsangebote aufmerksam machen. Professionelle Hilfe zum Beispiel in Form von Psychotherapie kann helfen, die Symptome zu behandeln und die schulischen Leistungen zu verbessern.

Essstörungen

Auch Essstörungen gehören in der Pubertät zu den verbreiteteren psychischen Problemen. Auch wenn grundsätzlich alle Jugendlichen eine Essstörung entwickeln könnten, sind Mädchen deutlich häufiger davon betroffen. Essstörungen wie Anorexie und Bulimie können schwerwiegende Auswirkungen auf das Lernen und die schulische Leistung von Jugendlichen haben. Sie können zu einer Verzerrung des Körperbildes führen und das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Jugendliche mit Essstörungen können auch Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren und sind oft müde und schlapp durch die Folgen des gestörten Essverhaltens, wie Nährstoffmangel, Kopfschmerzen oder Schwindel. Perfektionismus und ein Kontrollbedürfnis sind besonders bei Anorexie-Betroffenen oft vorzufinden. Diese hohen Erwartungen an sich selbst und harte Selbstkritik können sich auch in der Schule durch eine verstärkte Leistungsorientierung äußern.

Eltern und Lehrkräfte können Jugendlichen mit Essstörungen auch hier dadurch helfen, indem sie eine unterstützende Umgebung schaffen. Es ist wichtig, auf Verhaltensänderungen zu achten, wie beispielsweise den Verzicht auf Mahlzeiten oder übermäßige sportliche Betätigung. Auch hier kann der Hinweis auf professionelle Unterstützung helfen, um die Essstörung zu behandeln.

ADHS

ADHS ist eine neurologische Störung, die häufig im Kindes- und Jugendalter augenscheinlich wird. Jugendliche mit ADHS können Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren und impulsives Verhalten zeigen. Dementsprechend können die Symptome das Lernen und die schulische Leistung beeinträchtigen. Da Konzentrationsschwierigkeiten hier oft auf eine erhöhte Ablenkbarkeit zurückzuführen sind, hilft es Kindern und Jugendlichen mit ADHS, eine reizarme Arbeitsumgebung mit wenig Ablenkung zu haben und möglichst eindeutige Arbeitsanweisungen zu bekommen, die bestenfalls auch schriftlich festgehalten wurden. Grundsätzlich sind Situationen, in denen umfangreiche Selbstorganisation notwendig ist, schwierig, worunter auch Hausaufgaben fallen können. Um die Aufmerksamkeit zu verbessern und Stress oder Nervosität abzubauen, helfen manchen neurodivergenten Kindern und Jugendlichen Fidgeting Toys – im Unterricht sollten dies eher leise Tools sein, um die anderen Mitschüler*innen nicht zu stören.

Auch Jugendlichen mit ADHS ist durch eine unterstützende Umgebung geholfen. Eine Möglichkeit besteht darin, Routinen und Strukturen zu schaffen, um den Jugendlichen zu helfen, organisiert und konzentriert zu bleiben. Eltern können auch zusätzliche Unterstützung durch spezialisierte Lehrkräfte oder Berater suchen, um dem betroffenen Jugendlichen zu helfen, das volle Potenzial auszuschöpfen. Auch kleinere Lerngruppen oder ein Sitzplatz in den vorderen Reihen des Klassenzimmers können durch ein gesenktes Ablenkungspotential Erleichterung verschaffen.

Leistungs- und Prüfungsangst

Leistungs- und Prüfungsängste sind weitere psychische Probleme, die bei Jugendlichen zu Schwierigkeiten im Schulalltag führen können. Leistungsangst tritt auf, wenn ein Schüler/eine Schülerin das Gefühl hat, dass nicht in der Lage zu sein, eine bestimmte Aufgabe oder Leistung zu erbringen, während Prüfungsangst auftritt, wenn die Person Angst vor einer bevorstehenden Prüfung hat.

Die Auswirkungen von Leistungs- und Prüfungsangst auf das Lernen und die schulische Leistung können erheblich sein. Betroffene Schüler*innen können unter Stress und Angstzuständen leiden, was sich auf ihre Fähigkeit auswirkt, sich zu konzentrieren und Informationen effektiv aufzunehmen und zu behalten. Sie können auch Schwierigkeiten haben, ihre Aufgaben und Prüfungen pünktlich zu erledigen, was zu schlechteren Noten und einem Verlust an Selbstvertrauen führen kann.

Es ist wichtig, dass Eltern ihren Kindern zeigen, dass sie sie unterstützen und dass es in Ordnung ist, Angst zu haben. Ein verständnisvoller Ansatz können dazu beitragen, dass sich das Kind sicher fühlt und die Angstzustände reduziert werden. Eltern sollten ihr Kind dazu ermutigen, sich gründlich auf bevorstehende Prüfungen oder Aufgaben vorzubereiten. Durch eine gute Vorbereitung kann das Kind Selbstvertrauen aufbauen und sich sicher fühlen, was die Angstzustände reduzieren kann.

Nach Möglichkeit könnte man auch erwägen, Gebrauch von zusätzlichen Formen der Leistungserbringung zu machen, in denen weniger Ungewissheiten und Überraschungen als in Klassenarbeiten bestehen und stattdessen die eigene Vorbereitung eine größere Rolle spielt, wie bei Heftabgaben, zuhause in Ruhe verfassten schriftlichen Arbeiten oder vorbereiteten Referaten. Da die konventionellen Prüfungsformate gewöhnlich festgelegt sind, handelt es sich hierbei jedoch eher um eine ausgleichende Ergänzung als einen Ersatz.

 

Tipps für Eltern, um betroffene Kinder zu unterstützen

Eltern können eine wichtige Rolle dabei spielen, ihren Kindern mit psychischen Problemen zu helfen, das Lernen und die schulische Leistung zu verbessern. Neben den probemspezifischen Handlungsmöglichkeiten sind hier noch einige grundsätzliche Tipps, die Eltern beachten sollten:

  1. Unterstützende Umgebung bieten: Eltern sollten eine offene und unterstützende Umgebung schaffen, in der ihr Kind offen über Gefühle und Sorgen sprechen kann. Eine offene Kommunikation kann dazu beitragen, dass sich das Kind sicher und verstanden fühlt. Auch die Lernumgebung speziell sollte Konzentration ermöglichen: Eine ruhige und organisierte Umgebung kann dazu beitragen, dass sich das Kind wohlfühlt und weniger gestresst ist.
  2. Routinen und Strukturen schaffen: Eine klare Struktur kann Kindern helfen, organisiert und konzentriert zu bleiben. Eltern sollten sich bemühen, eine Struktur im täglichen Leben ihres Kindes durch Rituale o.ä. zu schaffen, die ihm hilft, sich auf das Lernen zu konzentrieren.
  3. Für eine gesunde Lebensweise sorgen: Eine gesunde Lebensweise kann dazu beitragen, dass sich das Kind besser fühlt und stressresistenter wird. Eltern sollten ihr Kind dazu ermutigen, genug zu schlafen, regelmäßig zu essen und zu trinken, sowie genug Bewegung im Alltag zu bekommen. Die Vermittlung von Bewältigungsstrategien gegen Stress wie beispielsweise Sport, Meditation oder Atemübungen ist ebenfalls hilfreich, um Resilienz aufzubauen.
  4. Symptome ernst nehmen: Eltern sollten die Symptome ihres Kindes ernst nehmen und auf Verhaltensänderungen achten. Gerade bei Kindern und Jugendlichen führen Auffälligkeiten in der Regel deutlich schneller zu einer Erfüllung der Diagnosekriterien als bei Erwachsenen, beispielsweise bei Depressionen. Ebenfalls sollte man von Beschönigungen à la „Du hast doch alles, was du brauchst. Dir geht es gut. Stell dich nicht so an!“ absehen.
  5. Zu professioneller Hilfe ermutigen: Eltern sollten ihr Kind gegebenenfalls dazu ermutigen, professionelle Hilfe von einem Therapeuten oder der schulischen Seelsorge in Anspruch zu nehmen. Eine frühzeitige Behandlung kann dazu beitragen, dass sich das Kind schneller erholt. Auch die aktive Unterstützung bei der Suche nach einem Therapieplatz ist von Bedeutung, da dieser Prozess oft lange dauert und kräftezehrend sein kann.
  6. Kleine Fortschritte loben: Eltern sollten kleine Fortschritte loben und ihr Kind ermutigen, weiterhin dran zu bleiben. Eine positive Verstärkung kann dazu beitragen, dass sich das Kind besser fühlt und motivierter ist.

Fazit

Psychische Probleme können schwerwiegende Auswirkungen auf das Lernen und die schulische Leistung von Jugendlichen haben. Es ist wichtig, dass Eltern und Lehrer eine unterstützende Umgebung schaffen und professionelle Hilfe suchen, wenn dies erforderlich ist. Genauso bedeutsam ist es, nicht nur die schulischen Auswirkungen wie schlechtere Noten zu betrachten, sondern das Wohlergehen des Kindes ganzheitlich als Priorität zu setzen. Andernfalls kann durch stark verspürten Leistungsdruck die Selbstkritik zunehmen und das Selbstwertgefühl abnehmen. Durch die Schaffung einer unterstützenden Struktur im Alltag und die Ermutigung zu kleinen Fortschritten können Eltern ihren Kindern helfen, ausgeglichener zu werden und die Motivation zu Lernen zu erhalten.

 

Bildquelle: