Eine Kalendergeschichte lesen und verstehen
Um was für einen Text handelt es sich?
Schau dir den folgenden Text an. Hast du eine Idee, um was für eine Textsorte es sich hier handelt?
Die Ohrfeige
Johann Peter Hebel
Ein Büblein klagte seiner Mutter: „Der Vater hat mir eine Ohrfeige gegeben.“ Der Vater aber kam dazu und sagte: „Lügst du wieder? Willst du noch eine?“
Der Ursprung der Kalendergeschichte
Johann Peter Hebel (1760–1826) ist der bekannteste Autor für Kalendergeschichten, zu denen auch der Text „Die Ohrfeige“ zu zählen ist.
Hebel veröffentlichte seine Kalendergeschichten unter dem Titel Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes.
Wie der Name schon andeutet, wurden Kalendergeschichten ursprünglich für die Rückseiten von Kalenderblättern geschrieben.
Kalendergeschichten waren bewusst einfach geschrieben, da sie für einfache Menschen (z. B. für die Landbevölkerung) gedacht waren.
Neben der Bibel war der Kalender im 17. und 18. Jahrhundert oft das einzige Lesematerial.
In den Geschichten, die meist auch mit Bildern illustriert waren, ging es um Ratschläge in praktischen Dingen des Alltags, z. B. um technische Neuerungen oder um außerordentliche Begebenheiten.
Merkmale von Kalendergeschichten
Die Kalendergeschichte ist ein kurzer erzählender Text.
Im Hinblick auf das einfache Lesepublikum sind die Kalendergeschichten auch betont einfach geschrieben.
Sie sollen das Publikum vor allem unterhalten, mit Neuigkeiten versorgen und zum Nachdenken anregen.
Sie haben also sowohl unterhaltenden als auch belehrenden Charakter. Häufig enthalten sie am Ende eine Pointe, in vielen Fällen ist diese verbunden mit einer witzig verpackten Moral.
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Kalendergeschichten verstehen
Folgende Leitfragen helfen dir dabei, Kalendergeschichten zu verstehen:
- Wodurch zeigt sich der unterhaltende Charakter der Kalendergeschichte?
- Wozu möchte die Geschichte anregen?
Was soll der Leser bei der Lektüre lernen? - Gibt es eine Schlusspointe?
Was sagt sie aus? - Beinhaltet die Kalendergeschichte eine (versteckte) Moral?
Was soll sie bewirken?
Epische Kurzformen
Unter dem Begriff „Epik“ wird die literarische Gattung verstanden, die sich mit der Erzählung befasst. Die Epik lässt sich in verschiedene Formen unterteilen:
- Großformen (z. B. Roman)
- Kleinformen (z. B. Märchen, Fabel, Schwank, Anekdote, Kalendergeschichte, Kurzgeschichte, Sage)
Die epischen Kleinformen haben alle typische Merkmale, die sie voneinander unterscheiden.
Abgrenzung zur Anekdote
Auch bei der Anekdote handelt es sich um eine epische Kurzform.
Die Anekdote hat ebenfalls typische Merkmale.
Welche Gemeinsamkeiten, welche Unterschiede gibt es?
Gemeinsamkeiten zwischen Anekdote und Kalendergeschichte
sehr kurze Erzählung
unterhaltend
- belehrend
- Pointe
Merkmale der Anekdote im Unterschied zur Kalendergeschichte
- historisch wahres oder mögliches, ungewöhnliches oder merkwürdiges Ereignis
- Hauptperson meist eine bekannte historische Persönlichkeit
- Hauptperson gerät in eine außergewöhnliche Situation
- Hauptperson mit einer besonderen Eigenschaft, einem auffälligen Charakterzug
- Dreigliedrigkeit
Ausgangssituation: z. B. Hauptperson gerät in eine außergewöhnliche Situation.
Handlung
Pointe: witziger unerwarteter Ausgang der Situation
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