Epochenmerkmale kennen: Barock
Was ist eine literarische Epoche?
Wenn du Literatur verstehen und deuten willst,
helfen dir dabei Informationen über die Zusammenhänge,
in denen sie entstanden ist.
Diese Zusammenhänge sind …
- die Lebensumstände des Verfassers,
- die Probleme, die es in der Zeit gab, als der Verfasser lebte,
- die literarischen Vorbilder, auf die sich der Verfasser bezog,
neue Ideen, die in der Zeit entstanden sind.
Als Epoche bezeichnet man einen Zeitraum zwischen zwei Einschnitten oder Daten, in denen Gemeinsamkeiten einer bestimmten Textgruppe festzustellen sind. Diese Merkmale ermöglichen es, Texte von anderen Texten eines anderen Zeitraums zu unterscheiden.
Eine Epoche ist ein bestimmter Zeitraum, in dem Texte gemeinsame Merkmale haben. Die Kenntnis dieser Merkmale hilft dabei, Texte besser zu verstehen.
Das Wort „Epoche“ stammt vom griechischen epoché und bedeutet „Einschnitt, Hemmung“:
Was ist Literaturgeschichte?
Der Gegenstand der Literaturgeschichte ist die zeitliche Einordnung bedeutender literarischer Werke und ihrer Autoren =
Zuordnung zu bestimmten Epochen.
Die Zuordnung von Epochenbegriffen zu bestimmten Zeiträumen kann aus ganz unterschiedlichen Gründen erfolgen, z. B. …
- politische Ereignisse (Die Literatur zwischen 1830 und 1848 wird etwa als „Vormärz“ bezeichnet, da sie vor der Märzrevolution 1848 enstanden ist.),
- Philosphiegeschichte oder Religionsgeschichte (Literatur der Reformation oder der Aufklärung),
- Stilbegriffe (Barock, Sturm und Drang) etc.
Die folgende Grafik stellt einen Versuch dar, den zeitlichen Verlauf der deutschen Literaturgeschichte zu strukturieren.
Wenn du dir verschiedene Literaturgeschichten ansiehst, stellst du fest, dass unterschiedliche Einteilungen möglich sind. Es gibt keine eindeutig festgelegte Zuordnung!
Das Barockzeitalter
Das 17. Jahrhundert wird in der Literatur- und Kunstgeschichte als Barockzeitalter bezeichnet. Kennzeichnend für diese Zeit sind die Gegensätze.
Der höfischen Kultur mit Pomp und Luxus, die sich durch die prunkvollen Schlösser und Kirchen zeigt, …
akg-images GmbH (Bildarchiv Monheim)
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Das Barockzeitalter
stehen die Bilder vom Chaos und der Not der Menschen durch Krieg, Krankheit und Tod gegenüber. Die Zeit ist gekennzeichnet durch zahlreiche Kriege, z. B. durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648).
Picture-Alliance GmbH (akg-images, Erich Lessing)
Pieter Snayers: Schlacht am Weißen Berge bei Prag, 1620
Gegensätze
Das folgende Bild zeigt dir diese Gegensätze auf:
Johann Michael Eder: Memento mori (1637)
- Diesseits und Jenseits
- Lebensgenuss und Todesbewusstsein
- äußerliche Erscheinung und inneres Wesen
Das Barockzeitalter ist geprägt durch Gegensätze!
Die Merkmale der Barockliteratur: die Motive
Die Motive der Literaturepoche des Barocks waren Ausdruck der Gefühle der Menschen. Es gibt drei Hauptmotive in der Epoche des Barock.
Der Mensch erkennt, dass er ein sterbliches Wesen ist:
memento mori = „Gedenke, dass du sterblich bist“.
akg-images GmbH
Rembrandt, Haremsz van Rijn: Stilleben mit Büchern, Violine, Totenschädel und Stundenglas, 1627
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Vanitas
Das zweite Motiv Vanitas bezieht sich auf die ursprüngliche Bedeutung „Misserfolg“ oder auch „Vergänglichkeit“ und stellt diese beiden Lebenseinstellungen in den Vordergrund.
Es verweist darauf, dass das Leben vergänglich und die Welt zerbrechlich ist.
Artothek
Bernardo Strozzi: Vanitas-Darstellung, um 1630
Carpe diem
In dem Wissen um die Vergänglichkeit im Diesseits hofft der Mensch auf ein himmlisches Jenseits. Er kann aber auch einen intensiven Lebensgenuss anstreben.
Das letzte Motiv ist also „Carpe Diem“, was übersetzt „Nutze den Tag“ bedeutet. Man soll also den Tag leben, ihn genießen und sich auf die Gegenwart konzentrieren.
Barock ist gekennzeichnet durch 3 Motive, die das Lebensgefühl der Menschen zeigen: Der Vergänglichkeit (vanitas) und Nichtigkeit (memento mori) des Lebens steht die Freude des Lebens (carpe diem) gegenüber.
Hauptvertreter
In den Texten der Zeit werden die das Jahrhundert bewegenden Themen und Gegensätze deutlich. Zu den wichtigsten Autoren gehören …
Martin Opitz (1597-1639): „Buch von der Deutschen Poeterey“, Sonett „Ach Liebste, lass uns eilen“
akg-images GmbH
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Hauptvertreter
Jakob Christoph von Grimmelshausen (1622-1676): Roman „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“
akg-images GmbH
Hauptvertreter
Andreas Gryphius (1616-1664)
akg-images GmbH
und Hauptwerke
Der schlesische Dichter Andreas Gryphius ist der herausragende literarische Repräsentant der Epoche. Mit seinem Namen verbindet sich vielleicht am stärksten die Sonettkunst der Zeit.
Gedichte des Barock sind meist in der Sonettform geschrieben. Das bedeutet, dass das Gedicht aus vier Strophen besteht, mit zweimal drei Versen und zweimal vier Versen. Diese Art der Dichtung stand für die klar gegliederte Einteilung und Struktur. Genaue Einhaltung der Angaben wurde im Barock zu einem der wichtigsten Merkmale der Literatur.
Hör dir das folgende Gedicht „Menschliches Elende“ an. Es erschien 1637 und zeigt das Vanitas-Motiv, also die Vergänglichkeit des Lebens auf:
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Bildsprache
Die Bildsprache wurde im Barock als festgelegtes Muster in allen Literaturformen verwendet.
Die Bilder entsprachen so genannten Emblemen, deren Bedeutung festgelegt war. Diese werden auch Sinnbilder genannt.
Auch für das Emblem gibt es einen festen Aufbau: Es setzt sich aus drei Teilen zusammen, der Überschrift, einem Bild und einer Erklärung. Die Überschrift ist dabei oft als Sprichwort wiedergegeben, das Bild stellt oft Tiere oder Pflanzen dar, oder auch biblische Figuren, die Erklärung ist meist in Versen geschrieben.
aus: Dietrich Walter Jöns: Sinnen-Bild, Stuttgart: Metzler 1966
vita rosa est
Zahlreiche Redensarten, die noch heute verwendet werden, gehen auf Embleme zurück.
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