Glossen untersuchen
Zum Begriff „Glosse“
Der Begriff „Glosse“ stammt aus dem Altgriechischen: glōssa „Zunge, Sprache“. Das Wort wurde ins Lateinische übernommen: lat. glossa „Erläuterung eines Wortes oder einer Textstelle, Kommentar“.
Auch heute bezeichnen wir als „Glosse“ die Erläuterung eines schwierigen Wortes oder einer schwierigen Textstelle.
Bekannter ist der Begriff aber als Name einer Textsorte in Zeitungen.
Zeitungstexte
Im Zeitungswesen versteht man unter Glosse einen witzig-ironischen Kommentar zu einem aktuellen Thema.
Um eine Glosse zu erkennen und zu verstehen, sollte man die wichtigsten Textsorten, die in Zeitungen vorkommen, anhand ihrer Merkmale unterscheiden können.
Zeitungstexte (journalistische Textsorten) werden im Wesentlichen in zwei Gruppen eingeteilt:
a) Texte zur Vermittlung von Informationen:
- Bericht: länger, sachlich, oft ausführlich
- Interview: Befragung einer Person, um persönliche Informationen oder Expertenwissen zu gewinnen; Abdruck meist in bearbeiteter Form
- Nachricht: kurz, sachlich, aktuell
b) Texte zur Vermittlung von Meinungen:
- Kommentar: subjektiv wertend, aktuell, argumentierend (abwägend), oft lang
- Leserbrief: subjektiv, nur vom Leser verfasst (Name!), auf Artikel der Zeitung bezogen
- Glosse: s. nächste Seiten
Daneben gibt es noch die Mischform der Reportage: informativ, anschaulich, erzählerisch, oft Ich-Perspektive, umfangreich.
Themen
Glossen werden zu den vielfältigsten Themen geschrieben, den sog. „großen“ zum Zeitgeschehen (Politik, Wirtschaft, Medien u.a.) und den sog. „kleinen“ zum Alltag (allgemein menschliche Erfahrungen, Verhaltensweisen, Lebensumfeld u.a.).
Sie nehmen oft zu aktuellen Ereignissen oder zu Trends Stellung und weisen auf Fehlentwicklungen hin.
Seit einigen Jahren sehr beliebt sind Sprachglossen.
Viele Autoren sichern ihren Standpunkt mit Bildungswissen ab.
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Aufbau und Intention
Die meisten Glossen sind dreiteilig aufgebaut.
In einer Glosse werden zunächst, wie in einer Nachricht, Tatsachen eingeführt.
Zu diesen Tatsachen, wie in einem Kommentar, argumentativ Stellung genommen.
Zuletzt wird der Leser mit einer unerwarteten Wendung (Pointe) überrascht, die ihn zu einer Einsicht führen oder zu einer Änderung seines Verhaltens veranlassen kann.
Ironie und Witz in Kommentar und Schlusswendung sind unverzichtbar für die Glosse.
Übersicht über die drei Teile der Glosse
Textteil | Inhalt | Schreibweise | Intention |
---|---|---|---|
Anfang | Bezug auf aktuelles Thema | überwiegend berichtend | sachlich |
Mitte | Kommentierung des Ereignisses oder des beobachteten Trends | überwiegend argumentierend (meist steigernd) | humorvoll, witzig, ironisch, satirisch |
Schluss | Pointe | oft appellierend | humorvoll, witzig, ironisch, satirisch |
Die Sprache
Wichtige sprachliche Merkmale der Glosse:
- Haupt-Tempus: Präsens
- Wortschatz: Fremdwörter, fremdsprachliche Wörter, Wortspiele
- Wortformen: Konjunktiv I (indirekte Rede)
Satzbau: abwechslungsreich
- Rhetorische Mittel: Hyperbel (Übertreibung), Antithese (Gegensatz), Paradox (Widerspruch in sich)
- direkte Rede, auch als Zitat
Alltagssprache
- Ironie
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Kolumne
Glossen werden gern gelesen nicht nur, weil sie witzig und thematisch vielfältig sind, sondern auch, weil sie vergleichsweise kurz sind.
Daher werden sie in vielen Zeitungen an herausgehobener Stelle platziert (Seite 1 oder 2) und regelmäßig, meist täglich, als „Kolumne“ veröffentlicht.
Ein bekanntes Beispiel für eine Gosse ist das „Streiflicht“ auf Seite 1 der Süddeutschen Zeitung.
Glossen wecken die Neugier des Lesers, sind unterhaltsam und regen zum Nachdenken an.
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