Eine Rede untersuchen
Ein appellativer Text
Innerhalb der Sachtexte gibt es die appellativen Texte, zu denen auch die Rede gezählt wird. Das Wort appellativ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „jemanden ansprechen“, was hier ganz gut passt, denn der Redner spricht ja den, bzw. die Zuhörer direkt an.
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Erste Fragen
Wenn du nun eine solche Rede liest, denn du bekommst sie ja in schriftlicher Form vorgelegt, musst du erst einmal genau folgende Punkte abarbeiten, um sie analysieren zu können:
- An wen richtet sich die Rede?
- Was ist die Hauptaussage der Rede?
- Zu welchem Zweck wird / wurde die Rede gehalten?
- Wie wird die Rede vorgetragen? Werden Stilmittel verwendet?
Stilmittel I
Wie du siehst, spielen die Stilmittel, die auch rhetorische Mittel genannt werden, eine wichtige Rolle in Reden.
Die wichtigsten Stilmittel findest du hier:
- Alliteration: Die Anfangsbuchstaben aufeinanderfolgender Wörter sind gleich
Milch macht müde Männer munter! - Anapher: Einzelne oder mehrere Wörter werden am Satzanfang wiederholt.
Ich kam, Ich sah, Ich siegte! Epipher: Einzelne oder mehrere Wörter werden am Satzende wiederholt.
Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit!Apostrophe: Anruf an eine Person, feierliche Anrede an diese
Meine hochverehrten Damen und Herren!- Ellipse: Satzteile oder Wörter werden ausgelassen.
Erst [kommt] die Arbeit, dann [kommt] das Vergnügen! - Euphemismus: Beschönigung eines Wortes
Raumpflegerin anstatt Putzfrau Hyperbel: Eine starke Übertreibung
mega groß
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Stilmittel II
- Akkumulation: Thematisch passende Begriffe werden aneinander gereiht.
Herz! Liebe! Glück! - Prolepsis: Gegenargumente werden vorweg genommen.
Natürlich gibt es Kritiker, die sagen dass … , aber … - Parallelismus: Gleiche Satzmuster wiederholen sich.
Wir setzen uns ein für ein gerechtes Bildungssystem. Wir setzen uns ein für angemessene Löhne. … Rhetorische Frage: Frage, auf die es keine Antwort gibt, bzw. die nicht beantwortet werden soll, weil die Antwort auf der Hand liegt.
Wollen Sie ernsthaft, dass die Zukunft Ihrer Kinder so aussieht?Antithese: Gegensätzliche Begriffe werden gegenüber gestellt
Sie haben bei dieser Wahl die Entscheidung zwischen Gut und Böse und zwischen Himmel und Hölle- Personifikation: Eine Sache wird personifiziert / menschlich gemacht.
Diese Krise wird uns noch das Fürchten lehren.
Metapher: Begriffe werden bildhaft verwendet und nicht in ihrer eigentlichen Wortbedeutung.
Um etwas zu verändern, müssen wir an einem Strang ziehen.Exemplum: Beispiele werden genannt.
… genauso wie jene alte Dame, die von ihrer kleinen Rente 10 Euro gespendet hat.
Der Aufbau: die Einleitung
Der Aufbau einer Rede ist die Struktur der Rede. Aufgebaut ist eine Rede in Einleitung, Hauptteil und Schluss, die wie folgt aussehen sollten:
Einleitung: Hier werden die Hörer begrüßt und eventuelle Danksagungen ausgesprochen. Das Problem / der Redegrund wird angeführt und kurz beschrieben.
Der Hauptteil
Hauptteil: Da es verschiedene Arten von Reden gibt, wird hier unterschiedlich vorgegangen:
Argumentative Rede: Im Hauptteil der Rede setzt sich der Redner argumentativ mit dem Redeanlass auseinander. Das heißt, dass er erst einmal alle Pros und Kontras, die mit seinem Redeanlass in Verbindung stehen, anführt und so die Hörer auf seine Seite bringen möchte (oft passiert so etwas in politischen Reden).
Festrede: Bei einer Festrede wird im Hauptteil eine Person öffentlich gelobt, es kann aber auch an einen bestimmten Anlass erinnert werden.
Gerichtsrede: Im Hauptteil der Gerichtsrede werden entweder Fakten für die Verteidigung oder für die Anklage vorgelegt.
Brandrede: Der Hauptteil der Brandrede klagt Missstände öffentlich an und fordert Lösungen für diese. Hierzu geht der Redner wie folgt vor:
- Beschreibung des Missstands
- Weigerung, den Missstand so hinzunehmen
- Vorwegnahme möglicher Gegenargumente
- Abwertung der Gegner und ihrer Argumente
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Der Schluss
Der Schluss einer jeden Rede spricht noch einmal zusammenfassend und kurz das Gesagte an und zieht ein Fazit bzw. appelliert an die Hörer.
Er endet mit einer Danksagung.
Druwe & Polastri
Redestrategien
Um seine Ziele zu erreichen und Aufmerksamkeit der Zuhörer zu gewinnen, verwendet der Redner bestimmte Strategien:
- Wohlwollen erwirken = Der Redner bedankt sich und macht höfliche Komplimente.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, zunächst möchte ich mich bei Ihnen für die Einladung bedanken. - Dem Publikum ein „Wir-Gefühl“ vermitteln = Der Redner spricht vermehrt in der „Wir-Form“.
Da kommt einiges auf uns zu. Ein Problem, dass wir gemeinsam lösen müssen. - An das Publikum appellieren = Der Redner fordert das Publikum zur Unterstützung auf.
Darum bitte ich um Ihre Stimme. Eine Vorausdeutung abgeben = Der Redner sagt, was seiner Meinung nach in der Zukunft passieren wird. Künftige Generationen werden darunter leiden.
- Den Gegner abwerten = Durch herabsetzende Formulierungen wertet der Redner den Gegner ab.
Sollen diese selbsternannten Wirtschaftsexperten … Neugier wecken = Der Redner täuscht vor, etwas nicht sagen zu wollen, tut es aber dann doch.
Eigentlich wollte ich das ja verschweigen, aber …
- Sich selbst aufwerten = Der Redner wertet sich selbst und seinen Standpunkt auf.
Wir haben schon damals auf Fehlentscheidungen hingewiesen …_
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