Novelle: Merkmale
Novelle
Die Novelle gehört zur epischen Gattung und hat in der Regel einen mittleren Umfang: Sie ist kürzer als ein Roman, aber in der Regel deutlich länger als eine Kurzgeschichte.
Das Wort Novelle kommt von dem italienischen novella = (kleine) Neuigkeit.
Unterschiede zu anderen epischen Formen
Aufgrund besonderer Kennzeichen kann man sie von anderen epischen Formen unterscheiden:
Johann Wolfgang Goethe, der selbst Novellen schrieb, nannte sie „eine unerhörte Begebenheit, die sich ereignet hat“.
Was bedeutet das?
Das bedeutet, dass etwas Besonderes, Aufsehenerregendes in ihr passiert.
Und dies muss sich tatsächlich ereignet habenoder zumindest vorstellbar sein.
Merkmale
Die Novelle …
- hat einen klaren und geradlinigen Aufbau.
- hat eine Rahmenhandlung, in der die eigentliche Erzählung eingebettet ist.
- erzählt einen zentralen Konflikt. Dieser Konflikt wird mit Blick auf das Wichtigste ohne Nebenhandlungen oder Abschweifungen erzählt.
- weist einen deutlichen Höhe- und Wendepunkt auf.
- hat einen eindeutigen Schluss, der alle wichtigen Fragen klärt.
- sind also in der Regel sehr klar strukturiert und verfügen über eine geschlossene Form.
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Leitmotive und Dingsymbole
Oft stellen Leitmotive oder ein Dingsymbol Bezüge innerhalb der Novelle her.
Was ist ein Dingsymbol?
Ein Dingsymbol ist etwas (z. B. ein Gegenstand, eine Person, ein Tier etc.), das in der Novelle von Bedeutung ist und an wesentlichen Stellen leitmotivisch erscheint, also immer wieder auftaucht.
Das bekannteste Beispiel eines Dingsymbols stellt der Falke in der „Falkennovelle“ (V/9) aus Giovanni Boccaccios Decamerone von 1353 dar: Einem Ritter bleibt, nachdem er sich vergeblich um eine Braut bemüht hat, als einzig wertvoller Besitz nur noch sein geliebter Jagdfalke. Als viele Jahre später die von ihm einst Angebetete zum Essen erscheint, serviert der Ritter ihr den Falken, da er nichts anderes mehr hat, das er ihr standesgemäß anbieten könnte. Die Angebetete war jedoch eigentlich erschienen, um den Falken für ihren kranken Sohn zu erbitten, der ohne dieses Geschenk nicht genesen könne. Daraufhin stirbt der Junge. Die Mutter erbt sein Vermögen, das sie bisher nur verwaltete. Als reiche Frau heiratet sie nun den verarmten Ritter, der somit entgegen seinen Erwartungen doch noch zum Ziel seiner Wünsche gelangt. Der Falke wird am Wendepunkt der Handlung somit zum Symbol des zentralen Konflikts der Geschichte.
Von dieser „Falkennovelle“ ausgehend formulierte der Schriftsteller Paul Heyse die Falkentheorie. Diese besagt, dass jede Novelle wie in Boccaccios Decamerone der Falke ein zentrales Element enthalten müsse. Später erweiterte die Forschung diesen Begriff zum Dingsymbol.
Bekannte Novellen
Bekannte Novellen sind u. a. …
- Heinrich von Kleist: Das Erdbeben in Chili (1807)
- E. T. A. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi (1821)
- Annette von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche (1842)
- Gottfried Keller: Kleider machen Leute (1874)
- Theodor Storm: Der Schimmelreiter (1888)
- Thomas Mann: Mario und der Zauberer (1930)
- Stefan Zweig: Schachnovelle (1942)
- Günter Grass: Im Krebsgang (2002)
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